
Domstadt Naumburg
Die Stadt Naumburg an der Saale wurde 1028 erstmals als Bischofssitz erwähnt, nachdem der Zeitzer Bischofssitz hierher verlegt worden war. Im Mittelalter entwickelte sich die Stadt zu einem bedeutenden geistlichen und wirtschaftlichen Zentrum. Der Naumburger Dom St. Peter und Paul, heute UNESCO-Welterbe, steht sinnbildlich für diese Epoche. Ab dem 16. Jahrhundert prägten Reformation und Handel die Stadt. Im 19. Jahrhundert wurde Naumburg Garnisons- und Verwaltungsstadt, die Industrialisierung brachte neues Wachstum.
Auch die jüdische Geschichte der Stadt reicht weit zurück. Bereits im Mittelalter lassen sich jüdische Familien in Naumburg nachweisen. Sie waren zeitweise Anfeindungen ausgesetzt, dennoch prägten jüdische Kaufleute und Handwerker das städtische Leben mit. Im 19. Jahrhundert entstand eine feste Gemeinde, die 1869 eine Synagoge einweihte. Die jüdische Bevölkerung war in Handel, Medizin und Handwerk vertreten und nahm aktiv am öffentlichen Leben teil.
Die Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 bedeutete auch in Naumburg den Beginn systematischer Entrechtung. Jüdische Geschäfte wurden boykottiert, Bürger ausgegrenzt und Rechte schrittweise entzogen. Während der Novemberpogrome 1938 wurde die Synagoge zerstört. Viele jüdische Familien mussten fliehen; die Zurückgebliebenen wurden deportiert und ermordet. Damit endete das über Jahrhunderte gewachsene jüdische Leben der Stadt.
Heute erinnern Stolpersteine, Gedenktafeln und Bildungsprojekte an die jüdische Gemeinde Naumburgs. Sie machen deutlich, wie eng die jüdische Geschichte mit der Stadt verbunden war. So zeigt sich in Naumburg ein Spiegelbild deutscher Geschichte: von kultureller Blüte und Integration bis hin zu Verfolgung und Vernichtung.
Opfer und Hinterbliebene

Das Gedenkbuch führt die Namen von Menschen auf, die während der Zeit des Nationalsozialismus in Naumburg (Saale) und Umgebung verfolgt oder getötet wurden. Berücksichtigt sind sowohl Bürgerinnen und Bürger der Stadt als auch Personen, deren Schicksal eng mit Naumburg verbunden werden konnte.
Die Einträge umfassen unter anderem jüdische Einwohnerinnen und Einwohner, politische Gegner, Opfer von Zwangsarbeit sowie weitere Menschen, die unter den Maßnahmen der NS-Herrschaft litten. Damit entsteht eine Übersicht über die bekannten Opfergruppen und deren lokale Bezüge.
Die Grundlage bilden Archivquellen, zeitgenössische Dokumente und ergänzende Forschungen. Das Gedenkbuch versteht sich als fortlaufendes Projekt: Neue Hinweise können ergänzt werden, um die Darstellung möglichst vollständig zu halten.
Ziel ist es, eine verlässliche Dokumentation der Opfer aus Naumburg (Saale) bereitzustellen. Es richtet sich an interessierte Bürgerinnen und Bürger, an Schulen, Einrichtungen und Forschende, die sich mit der Geschichte der Stadt zwischen 1933 und 1945 befassen.