KZ-Außenlager Rehmsdorf - "Wille"

Das Außenlager Tröglitz/Rehmsdorf

Im Frühjahr 1944 geriet das Werk der Braunkohle-Benzin AG (Brabag) in Tröglitz ins Visier alliierter Luftangriffe. Die dadurch entstandenen Schäden veranlassten die nationalsozialistischen Behörden, verstärkt auf Zwangsarbeit durch KZ-Häftlinge zurückzugreifen. Am 4. Juni 1944 wurde das Männeraußenlager Tröglitz/Rehmsdorf als Teil des Konzentrationslagers Buchenwald eingerichtet. Innerhalb weniger Monate wuchs die Zahl der Gefangenen auf über 5.000 an – überwiegend ungarische Juden, viele von ihnen noch sehr jung. Später kamen Männer aus zahlreichen anderen europäischen Ländern hinzu.

Die Lebensbedingungen im Lager waren menschenunwürdig. In einem provisorischen Zeltlager, später in selbst errichteten Steinbaracken ohne sanitäre Anlagen, lebten die Häftlinge auf engstem Raum. Der Tagesablauf war geprägt von harter körperlicher Arbeit auf dem zerstörten Brabag-Gelände, schlechten hygienischen Verhältnissen und unzureichender Ernährung. Viele Häftlinge überlebten die Strapazen nur wenige Wochen.

Am 6. und 7. April 1945, als die Front näher rückte, wurde das Lager in aller Eile geräumt. Die SS zwang rund 3.000 Häftlinge zur Deportation per Güterzug in Richtung Theresienstadt. Die Evakuierung endete für viele tödlich: Hunderte starben bereits während des Transports, weitere wurden bei Reitzenhain nach Fluchtversuchen erschossen oder auf Todesmärschen ermordet.

Nach dem Krieg blieben Spuren des Lagers sichtbar. Zwei ehemalige Häftlingsbaracken existieren noch heute, wenn auch umgebaut. Bereits 1946 wurde ein Gedenkstein auf dem Friedhof von Rehmsdorf aufgestellt, 1963 folgte ein Denkmal im Ort. Seit 2005 erinnert eine dauerhafte Ausstellung in der Heimatstube Rehmsdorf an die Geschichte des Lagers mit Tausenden Dokumenten, Fotos und Zeitzeugenberichten.

Lagerbezeichnung und Betreiber

  • Offizieller Name: Männeraußenlager „Wille“ (Brabag Tröglitz)

  • Übergeordnetes Lager: Konzentrationslager Buchenwald

  • Standort: Brabag-Werksgelände Tröglitz, Unterbringung in Rehmsdorf

  • Betreibergesellschaft: Braunkohle-Benzin AG unter Aufsicht der SS

Zeitraum der Existenz

  • Eröffnung: 4. Juni 1944

  • Auflösung: 7. April 1945

Häftlinge und Herkunft

  • Anfangs ca. 200 Häftlinge, bis Herbst 1944 über 5.000

  • Hauptsächlich ungarische Juden, später auch aus Frankreich, Polen, Rumänien, Lettland, Tschechien, Ukraine, Niederlande, Belgien und Deutschland

  • Insgesamt etwa 8.600 Häftlinge

Todesopfer und Gewalt

  • Mindestens 850 Tote im Lager selbst

  • Über 5.800 Häftlinge insgesamt kamen ums Leben, viele bei Evakuierung und Todesmarsch

  • Massaker bei Reitzenhain: ca. 380 ermordet

Evakuierung und Todesmarsch

  • Datum: 6./7. April 1945

  • Ziel: Theresienstadt

  • Transportmittel: offene Kohlewaggons

  • Todesrate während der Evakuierung: mindestens 900

Quellen:
  • Czoßek, Lothar: Vernichtung – Auftrag und Vollendung, Zeitz 1997.

    Czoßek, Lothar: Tröglitz/Rehmsdorf („Wille“), in: Benz, Wolfgang / Distel, Barbara: Der Ort des Terrors. Geschichte der nationalsozialistischen Konzentrationslager, Band 3: Sachsenhausen, Buchenwald, München 2006, S. 593-596.

    Heimler, Eugène: Bei Nacht und Nebel, Berlin 1993.

    Kertész, Imre: Roman eines Schicksallosen, Berlin 1996.

Die Gedenkstätte

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