
Die Stadt Zeitz
Die Stadt Zeitz in Sachsen-Anhalt wurde 967 erstmals urkundlich erwähnt, als Kaiser Otto I. hier ein Bistum gründete. Auch wenn der Sitz bald nach Naumburg verlegt wurde, blieb Zeitz über Jahrhunderte kirchlich und kulturell bedeutend. Im 17. Jahrhundert war die Stadt Residenz des Herzogtums Sachsen-Zeitz; das Schloss Moritzburg erinnert bis heute an diese Zeit. Nach dem Ende der Residenzfunktion 1718 entwickelte sich Zeitz im 19. Jahrhundert zu einem bedeutenden Industriestandort. Besonders bekannt wurde sie für die Kinderwagenproduktion, daneben wuchsen Zuckerindustrie, Maschinenbau und später die Braunkohleveredelung.
Parallel dazu lässt sich die Geschichte der jüdischen Gemeinde nachzeichnen. Bereits im Mittelalter sind jüdische Familien in Zeitz belegt, oft jedoch unter Druck und Einschränkungen. Einen Aufschwung erlebte die Gemeinde im 19. Jahrhundert, als sie wuchs, eine Synagoge errichtete und jüdische Kaufleute, Ärzte und Handwerker das Leben der Stadt bereicherten. Trotz Integration blieben Vorurteile bestehen.
Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 begann die systematische Entrechtung und Verfolgung der jüdischen Bevölkerung. Während der Novemberpogrome 1938 wurde die Synagoge zerstört, Geschäfte verwüstet und Familien zur Flucht gezwungen. Viele der verbliebenen jüdischen Bürger wurden in den folgenden Jahren deportiert und ermordet. Damit endete das über Jahrhunderte bestehende jüdische Leben in Zeitz.
Nach 1945 wurde die Stadt Teil der DDR, wo Industrie und Braunkohle das Leben bestimmten. Nach der Wiedervereinigung führte der Zusammenbruch vieler Betriebe zu tiefgreifenden wirtschaftlichen Umbrüchen. Heute setzt Zeitz auf Kultur, Tourismus und erneuerbare Energien. Neben dem Schloss Moritzburg und dem Dom St. Peter und Paul erinnert die Stadt durch Stolpersteine, Gedenktafeln und Bildungsinitiativen an ihre jüdische Gemeinde und deren Schicksal. So bleibt das jüdische Erbe untrennbar mit der Stadtgeschichte verbunden.
Opfer und Hinterbliebene

Das Gedenkbuch verzeichnet die Namen von Menschen aus Zeitz sowie Personen mit enger Verbindung zur Stadt, die während der Zeit des Nationalsozialismus verfolgt oder getötet wurden. Grundlage sind Archive, Dokumente und historische Recherchen, die eine Zuordnung der einzelnen Biografien ermöglichen.
Aufgenommen wurden unter anderem jüdische Einwohnerinnen und Einwohner, politische Gegner, Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter sowie weitere Betroffene von Verfolgungsmaßnahmen. Durch die Sammlung der Namen wird deutlich, wie vielfältig die Auswirkungen der NS-Herrschaft auch in einer Stadt wie Zeitz waren.
Das Buch versteht sich als Arbeits- und Dokumentationsgrundlage. Es bietet einen Überblick über bekannte Opfer aus der Region und kann als Ausgangspunkt für weitere Forschung dienen. Ergänzungen und Korrekturen sind möglich, da neue Quellen oder Hinweise auch künftig berücksichtigt werden.
Mit dem Gedenkbuch liegt erstmals eine zusammenfassende Übersicht zu den Opfern der NS-Zeit in und um Zeitz vor. Es richtet sich an interessierte Bürgerinnen und Bürger, an Schulen, Institutionen und Forschende, die sich mit der Geschichte der Stadt im 20. Jahrhundert befassen möchten.